Invasive Arten werden uns auch in Zukunft beschäftigen

Sie sind gekommen, um zu bleiben. Wenn sich invasive gebietsfremde Arten einmal in einem Gewässer verbreitet haben, verschwinden sie nicht mehr. Die IGKB betitelte deshalb kürzlich eine Medienmitteilung: «Der Bodensee wird mit invasiven Arten leben müssen».

Invasive Arten werden uns auch in Zukunft beschäftigen

Sie sind gekommen, um zu bleiben. Wenn sich invasive gebietsfremde Arten einmal in einem Gewässer verbreitet haben, verschwinden sie nicht mehr. Die IGKB betitelte deshalb kürzlich eine Medienmitteilung: «Der Bodensee wird mit invasiven Arten leben müssen».

In einer 2019 durchgeführten Befischung des Obersees wurden 30 Fischarten gezählt – fünf davon gebietsfremde Arten, mit Fachbegriff Neozoen. Einige aquatische Neozoen verbreiten sich invasiv und sind – bedingt durch ihre hohe Fortpflanzungsraten und ihr aggressives Fraß- und Raumnutzungsverhalten – verantwortlich für gravierende Veränderungen in den Ökosystemen des Bodensees.

Neue Art entdeckt

Zu den im See nachgewiesenen invasiven Arten zählen nicht nur Fische, sondern auch Muscheln und Krebse. Und auch ganz kleine Organismen wie beispielsweise Kieselalgen. Das neuste im Bodensee nachgewiesene Neozoon ist der Süßwasser-Borstenwurm («Hypania invalida»). Die aus dem Schwarzmeergebiet stammende Art wurde im Sommer 2021 vor der Schussenmündung in Langenargen in einer Tiefe von rund 20 Meter gefunden. (Siehe Seelexikon)

Am meisten Aufsehen erregte im Bodensee bisher das rasante Vordringen des Dreistachligen Stichlings und der Quagga-Muschel. Der Stichling ist zur dominierenden Fischart im See geworden, und die erstmals 2016 nachgewiesene Quagga-Muschel ist mittlerweile auch an den tiefsten Stellen des Sees anzutreffen. Ihr massives Vorkommen verändert nicht nur das Nahrungsnetz im See. Die Muschel bedeutet auch zusätzlichen Aufwand für die Trinkwasserversorgung, da sie Wasserfassungen besiedelt und Saugrohre verstopft.

Die Besiedlung des Bodensees durch standortfremde Arten lässt sich zwar nicht mehr rückgängig machen, doch immerhin kann ihr Vordringen in andere Gewässer gestoppt werden. Wie das geht, zeigt die IGKB-Kampagne «Vorsicht blinde Passagiere». Der wichtigste Tipp: Wer den See mit einem Boot oder einer Taucherausrüstung verlässt, muss diese sehr gründlich reinigen.

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Umfangreiche Untersuchungen

Um ein stehendes Gewässer von der Größe des Bodensees umfassend und ganzheitlich beurteilen zu können, ist eine ganze Reihe von Monitoringprogrammen erforderlich. Sie umfassen zwei wesentliche Teilbereiche: einerseits physikalische und chemische Parameter (wie z.B. Phosphat, Sauerstoff, Schadstoffe), andererseits auf der biotischen Seite die Wasserpflanzen (Makrophyten), das Phyto- und Zooplankton – also die im Freiwasser lebenden pflanzlichen und tierischen Kleinlebewesen – sowie die am Gewässerboden vorkommenden Tiere (Makrozoobenthos) und die auf Substraten aufsitzenden pflanzlichen Algen (Phytobenthos).

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Seemonitoring aus dem All

Umweltsatelliten der europäischen und amerikanischen Weltraumorganisationen ESA und NASA beobachten die Erdoberflächen mit verschiedenen Messsystemen. Dabei werden auch Seen erfasst. Vor allem für größere stehende Gewässer wie den Bodensee, liefern die «Augen im All» zeitlich dichte Informationen über den aktuellen Zustand.

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Den Bodensee fest im Blick

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