Fortschritte im Kampf gegen Spurenstoffe

Die IGKB macht Spurenstoffe regelmäßig zum Thema und setzt dabei auf Austausch und Zusammenarbeit.
Vera Leib

Fortschritte im Kampf gegen Spurenstoffe

Die IGKB macht Spurenstoffe regelmäßig zum Thema und setzt dabei auf Austausch und Zusammenarbeit.

Die Belastung mit Spurenstoffen ist eine der großen Herausforderungen im Gewässerschutz. Die Rückstände von zum Beispiel Medikamenten, Kosmetika und Pflanzenschutzmittel sind zwar mit bloßem Auge nicht sichtbar, sie können aber negative Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Wie Messkampagnen der IGKB zeigen, sind Spurenstoffe auch im Bodensee und seinen Zuflüssen nachweisbar. Dabei werden im offenen See aufgrund der großen Verdünnung geringere Konzentrationen gemessen als in den Zuflüssen. Die im Seewasser nachgewiesenen Spurenstoffe unterschreiten die Trinkwasser- und Lebensmittelgrenzwerte bisher deutlich, doch bei Bächen und Flüssen, in deren Einzugsgebiet intensive Landwirtschaft betrieben wird, oder wo der Abwasseranteil hoch ist, lassen sich negative Auswirkungen auf die Gewässerlebewesen nicht ausschließen. Die große Herausforderung beim Kampf gegen Spurenstoffe: Die Anzahl an unterschiedlichen Stoffen ist riesig und sie gelangen auf vielfältige Weise in die Gewässer.

 

Zentrales Thema für die IGKB

Verständlich also, dass die IGKB den Spurenstoffen viel Gewicht beimisst. «Wir befassen uns seit Jahren mit diesem Problem und werden dies zum Schutz des Bodensees auch weiterhin tun», sagt Vera Leib. Sie ist Abteilungsleiterin Gewässerqualität im Amt für Wasser und Energie des Kantons St. Gallen und Sachverständige der IGKB. Das Thema Spurenstoffe hat die IGKB unter anderem 2019 mit dem Fachsymposium «Abwasserreinigung und Siedlungsentwässerung» aufgegriffen, 2022 folgte ein Fachsymposium zum Thema «Pflanzenschutzmittel und Gewässerschutz» und anschließend im Juli 2023 lud die Internationale Bodensee-Konferenz auf Initiative der IGKB zur Veranstaltung «Pflanzenschutzmitteleinträge in die Umwelt wirksam verhindern» ein.

 

Landwirtschaft sensibilisieren

An dieser Fachveranstaltung machten rund 50 Fachleute aus der Landwirtschaftsberatung und dem Gewässerschutz mit. Zuerst informierten sie sich an Vorträgen, danach erfuhren sie anhand von Praxisbeispielen wie sich Gewässerschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft konkret umsetzen lassen. Die diversen Referentinnen und Referenten waren sich einig: Gesetzliche Grenzwerte für Pflanzenschutzmittel (PSM) stärken den Gewässerschutz, nicht zuletzt, weil Überschreitungen zwingend Maßnahmen zur Folge haben müssen. Wirkungsvoll sind insbesondere die Sanierung von Waschplätzen für Spritzgeräte sowie Vorkehrungen, welche die Abschwemmung der PSM in die Gewässer verhindern. Aber auch eine korrekte Anwendung der Pflanzenschutzmittel ist zentral. Zu den Referentinnen zählte auch die St. Galler Spezialistin für Gewässerqualität Vera Leib. Sie unterstrich in ihrem Vortrag, wie wichtig es sei, die Landwirtschaft in die Gewässerschutzmaßnahmen miteinzubeziehen. Auslöser für dieses partizipative Vorgehen war die schlechte Qualität analysierter Gewässer im Rheintal und in der Linthebene.

Bei Untersuchungen zwischen 2018 und 2020 wurden bei allen analysierten Gewässern dieser Region Überschreitungen der Grenzwerte festgestellt. Von da an setzten sich die Umweltbehörden regelmäßig mit Vertretern der Landwirtschaft an einen «runden Tisch», um gemeinsam Maßnahmen zu besprechen. «Bereits einfache Vorkehrungen können oft eine erhebliche Reduktion der PSM-Konzentrationen bewirken», betonte Vera Leib. «Wichtig ist die Sensibilisierung und Aufklärung der Landwirte.» Zum Erfolg trügen Gespräche in kleineren Gruppen bei. Auch die Beziehungspflege mit Bäuerinnen und Bauern sei eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz der Umwelt vor Pflanzenschutzmitteln.

Bild: Vera Leib, Sachverständige der IGKB, referierte bei der Veranstaltung «Pflanzenschutzmitteleinträge in die Umwelt wirksam verhindern»

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