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Editorial

Editorial

Dr. Stephan Müller

Leiter der Abteilung Wasser im Bundesamt für Umwelt (BAFU)

Im Fokus der ersten Ausgabe des Seespiegels standen die Emissionen von Schiffsmotoren, die Schmutzfrachten der Zuflüsse sowie die Abwasserreinigung. Dieses Zeitdokument spiegelt die damaligen Sorgen um den Bodensee wider: Im Zentrum stand vor allem das Ziel, die Verschmutzung des Sees in den Griff zu bekommen. Inzwischen hat sich die Lage in Bezug auf Nährstoffe und Sauerstoffmangel deutlich verbessert. Die drängenden Probleme von einst sind zwar nicht gänzlich verschwunden, doch neue Herausforderungen sind hinzugekommen – etwa klimatische Veränderungen, invasive Arten und neuartige Schadstoffe. In den letzten zwei Jahrzehnten rückte das Leben in und am Bodensee – in all seiner Vielfalt – ins Zentrum der Arbeit der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB). Denn ein naturnaher, vielfältiger See ist am besten gegen neue Belastungen gewappnet. Mit dieser biologisch orientierten Ausrichtung sind die Fragestellungen jedoch komplexer geworden.

Um Antworten auf diese neuen Fragen zu finden, ist die bewährte enge Zusammenarbeit der Anrainerstaaten wichtiger denn je. Bereits im ersten Seespiegel nannten die Autorinnen und Autoren diese Kooperation ein „Schulbeispiel internationaler Zusammenarbeit zum Schutz von Lebensräumen und Trinkwasserreserven“. Ein Fazit, das ich vorbehaltlos teile. Die von der IGKB initiierte Forschung legt die Grundlage dafür, Maßnahmen und langfristige Strategien zu definieren, um das Ökosystem Bodensee zu erhalten. Die Projekte SeeWandel und SeeWandel – Klima sind die jüngsten Meilensteine in einer langen Reihe herausragender Forschungsinitiativen.

Die Kommission der IGKB ist heute mehr denn je ein unverzichtbares Bindeglied – zwischen den Ländern sowie zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Sie sorgt dafür, dass der Schutz des Sees ebenso wie dessen nachhaltige Nutzung gewährleistet ist. Nach 20 Jahren als Schweizer Delegierter blicke ich mit großer Dankbarkeit auf eine produktive und engagierte Zusammenarbeit zurück. Ich bin überzeugt: Die Kommission ist bestens aufgestellt, um den künftigen Herausforderungen zu begegnen. Es wird ihr gelingen, den Bodensee als Lebensraum und wertvolle Ressource für kommende Generationen zu bewahren.

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