Als im Jahr 2006 der Bericht zum Zustand der Bodenseeufer veröffentlicht wurde, war das Ergebnis ziemlich durchwachsen. Lediglich 20 Prozent der Uferstrecken, die rund um den gesamten See aufwendig in 50-Meter-Abschnitten kartiert worden waren, wurden als «naturnah» und «natürlich» eingestuft. 19 Prozent hingegen wurden als «beeinträchtigt» eingeordnet und 37 Prozent als «naturfern». Als «naturfremd», also richtig schlecht, mussten jedoch nur 4 Prozent bewertet werden. Die Ergebnisse dieser Beurteilung sind sehr anschaulich auf der IGKB-Homepage dargestellt, mit je nach Zustand farbig gekennzeichneten Uferstrecken und dazu passenden Bildern vor Ort (www.igkb.org > Daten und Karten > Uferbewertung und Renaturierung). Im Anschluss an den Seeufer-Bericht hat die IGKB-Arbeitsgruppe «Bewertung der Ufer und Flachwasserzone» das Potenzial von Renaturierung erhoben und den «Renaturierungsleitfaden Bodenseeufer» herausgegeben, der zuständigen Gemeinden und Behörden aufzeigt, wie sich der ökologische Zustand der Ufer verbessern lässt und ihnen dabei Hilfestellung bietet.
Sieben Kilometer Seeufer renaturiert
Seit 2006 wurden an 34 Uferabschnitten mit insgesamt 7300 Metern Uferlänge Renaturierungsarbeiten durchgeführt, sowohl von öffentlichen als auch von privaten Auftraggebern. Deshalb hat die Ufer-Arbeitsgruppe nun alle umgesetzten und geplanten Maßnahmen zusammengestellt und sie im Sinn einer Erfolgskontrolle bewertet. Anschließend wurden die ökologisch aufgewerteten Bereiche in die bestehenden Karten eingearbeitet. Bei dieser Beurteilung haben sich fünf Projekte als speziell erfolgreich erwiesen: Besonders sticht die in zwei Abschnitten durchgeführte Renaturierung der Uferstrecke bei Bregenz hervor. Sie verläuft entlang der ehemaligen Ölpipeline Triest-Ingolstadt. Hier wurden insgesamt 1350 Meter ökologisch aufgewertet. Weitere Abschnitte wurden im Rahmen der Uferrenaturierung in Überlingen anlässlich der dortigen Landesgartenschau realisiert.
Positive Bilanz
Kleinere Maßnahmen wurden zudem im Kanton St. Gallen in den Gemeinden Rorschacherberg und Thal durchgeführt. Somit wurden seit 2017 «an mehr als 2,4 Kilometern Uferlänge ökologische Aufwertungen vorgenommen», wie Gerhard Hutter vom Ufer-Arbeitskreis berichtet. Hinzu kommen weitere, durch private Auftraggeber in fünf Gemeinden durchgeführte Renaturierungen. Die insgesamt zehn einzelnen Maßnahmen wie etwa die Entfernung von Ufermauern oder Slipanlagen umfassen rund 600 Meter Uferlänge. An vier der fünf großen, seit 2017 renaturierten Uferabschnitte führten die teilweise sehr umfangreichen Arbeiten dazu, dass sich die Bewertung der entsprechenden Ufer im Mittel um eine Stufe verbessert hat. Bis dahin waren diese Uferbereiche mit den Stufen drei, vier oder fünf, also «beeinträchtigt», «naturfern» oder gar «naturfremd» ausgewiesen worden.
Steter Tropfen höhlt den Stein
Bei der kleineren Maßnahme in Rorschacherberg, die vier 50-Meter-Abschnitte umfasste, konnte die Kategorisierung «beeinträchtigt» zwar nicht angehoben werden, trotzdem kam es zu einer ökologischen Verbesserung um 0,67 Indexpunkte – was ebenfalls als Erfolg zu werten ist. Leider lässt sich bei einer Renaturierung nicht immer das ganze Verbesserungspotenzial ausschöpfen, da einer Aufwertung gewisse Nutzungen, die Grundverfügbarkeit oder andere Randbedingungen entgegenstehen. Aber bekanntlich höhlt der stete Tropfen jeden Stein.
Das Bodenseeufer befindet sich ein in einem wenig natürlichen Zustand. Das Bild zeigt einen inzwischen renaturierten Abschnitt zwischen Bregenz und Lochau. (Bild: Thomas Blank)