Verbot zeigt Wirkung

Die IGKB setzt sich dafür ein, dass Spurenstoffe erst gar nicht in die Gewässer gelangen. Doch auch wenn sie verboten werden, verschwinden sie zumeist nur langsam aus der Umwelt.

Verbot zeigt Wirkung

Die IGKB setzt sich dafür ein, dass Spurenstoffe erst gar nicht in die Gewässer gelangen. Doch auch wenn sie verboten werden, verschwinden sie zumeist nur langsam aus der Umwelt.

Manche Stoffe haben selbst in geringsten Konzentrationen negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen, das Wohlergehen von Tieren und auf die Umwelt.

Nur spielen sie andererseits – und das ist ein Dilemma – eine wichtige Rolle in unserem täglichen Leben: etwa als Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft, als Arzneimittel in der Medizin oder als spezielle Chemikalien in der Industrie.

Betroffen von den negativen Auswirkungen dieser Spurenstoffe sind vor allem Flüsse, Seen und Grundwasser, da Kläranlagen lange nicht in der Lage waren, beispielsweise Rückstände von Medikamenten aus dem Abwasser zurückzuhalten.

 

Wirkstoff wurde verboten

Manche dieser Chemikalien sind allerdings derart gefährlich, dass ihr Einsatz bereits verboten wurde. Es kann aber auch sein, dass ein Stoff an und für sich gar nicht so problematisch ist, sondern erst eine Verbindung, die im Zuge weiterer chemischer Reaktionen entsteht – etwa beim Abbau in der Umwelt. In dieser Hinsicht sorgte der Wirkstoff Tolyfluanid vor einigen Jahren für Aufregung.

Er wurde verbreitet eingesetzt als Pflanzenschutzmittel zur Pilzbekämpfung in Gemüsekulturen, im Obst- und Weinbau, beim Hopfenanbau sowie in der Zierpflanzenkultur. Doch Ende 2006 fanden Forschende heraus, dass ein bis dahin unbekanntes Abbauprodukt – das Dimethylsulfamid (abgekürzt DMS oder DMSA) – ins Grundwasser und in die Oberflächengewässer gelangte. Wird dann aus diesem Wasser Trinkwasser entnommen und mit der Sauerstoffverbindung Ozon (O₃) aufbereitet, kann krebserregendes Nitrosamin (Nitrosodimethylamin, NDMA) entstehen.

 

Tolyfluanid nicht mehr zugelassen

Nachdem das Problem mit DMS im Wasser bekannt geworden war, legte das zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Deutschland die Zulassung für das Pflanzenschutzmittel Tolyfluanid quasi von heute auf morgen auf Eis. Heute ist der Wirkstoff in Deutschland, Österreich und der Schweiz in keinem zugelassenen Pflanzenschutzmittel mehr enthalten.

Auch für die Anwendung als Holzschutzmittel oder als anderes Beschichtungsschutzmittel ist der Wirkstoff seit 2022 in der EU nicht mehr zugelassen.

Dass sich diese Maßnahmen auch positiv auf den Bodensee ausgewirkt haben, zeigen Messungen der Bodensee-Wasserversorgung (BWV) in Sipplingen. Seit 2006 sind die Konzentrationen von DMS stetig zurückgegangen – von etwa 0,1 Mikrogramm pro Liter Seewasser auf heute rund 0,01 Mikrogramm. Das Beispiel Tolyfluanid zeigt eindrücklich, wie notwendig die Überwachung von Spurenstoffen ist.

 

Kein NDMA mehr im Trinkwasser

Für die Bodensee-Wasserversorgung, die ihr Trinkwasser mit Ozon aufbereitet, war das Verbot von Tolyfluanid sehr wichtig. Danach sank schnell auch die Konzentration des Abbauprodukts DMS im Rohwasser – und damit die Gefahr, dass im Trinkwasser gefährliches Nitrosoamin (NDMA) enthalten ist.

„Heute weisen wir im Roh- und Trinkwasser kein NDMA nach, die Konzentration liegt unter der Bestimmungsgrenze von einem Nanogramm pro Liter“, erklärt Roland Schick, einer der Verantwortlichen für die Messungen bei der BWV.

Die Messungen in der Aufbereitungsanlagen Sipplingen zeigen, dass die Konzentration des Spurenstoffs DMS stetig zurückgegangen ist (Bild: Bodensee-Wasserversorgung) 

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