Ob Arzneimittel, Industriechemikalien oder Pflanzenschutzmittel: Die moderne Industriegesellschaft ist auf viele Stoffe angewiesen, die im Alltag sehr hilfreich sind. Solche Verbindungen werden zwar oft in sehr geringen Konzentrationen angewandt, gleichwohl haben viele dieser Spurenstoffe – auch Mikroverunreinigungen genannt – negative Auswirkungen auf die Umwelt und manchmal auch auf die menschliche Gesundheit. Manche greifen zum Beispiel in den Hormonhaushalt von Wassertieren ein. Andere stehen im Verdacht, Krebs zu erregen.
Die IGKB setzt sich seit vielen Jahren mit dieser Problematik auseinander. So hat sie etwa verschiedene Monitoringprogramme für Mikroverunreinigungen im Bodensee und seinen Zuflüssen durchgeführt, organisierte bereits Symposien zum Thema und stellt damit eine Plattform für den fachlichen Austausch bereit. Zudem verfolgt sie mit großem Interesse die zahlreichen weiteren Untersuchungen und Messungen, die von anderen Institutionen rund um den Bodensee realisiert werden, zum Beispiel von den Wasserämtern.
Gute Wasserqualität im Bodensee
Die gute Botschaft: Nationale und internationale Grenzwerte sowie die Umweltqualitätsnormen der EU werden weitestgehend eingehalten. Die durchweg niedrigen Konzentrationen an Spurenstoffen im Freiwasser des Sees zeugen von dessen hoher Wasserqualität. Bei den PFAS, also den per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen, und hier insbesondere bei PFOS (Perfluoroctansulfonsäure), wurden allerdings teilweise deutliche Überschreitungen festgestellt, insbesondere in den Zuflüssen. PFAS sind synthetisch hergestellte Industriechemikalien, die in der Umwelt nur extrem langsam abgebaut werden. Verwendung finden sie zum Beispiel in Feuerlöschschaum, als Imprägniermittel für Textilien oder in beschichteten Pfannen. Wegen der negativen Folgen für die Umwelt sind manche dieser Verbindungen heute verboten oder nur noch in wenigen Einsatzbereichen zugelassen.
Reduktion durch vierte Reinigungsstufe möglich
Die IGKB unterstützt daher alle Bestrebungen, den Eintrag dieser und anderer Spurenstoffe in die Gewässer und damit auch in den Bodensee zu reduzieren. Das betrifft Maßnahmen, die sowohl bei der Produktion als auch bei der Anwendung sowie bei der Entsorgung greifen. Eine weitere Maßnahme, mit der sich viel erreichen lässt, ist die weitergehende Behandlung des Abwassers in einer vierten Reinigungsstufe. Dabei lassen sich die Konzentrationen der meisten Spurenstoffe mit Hilfe von Aktivkohle oder Ozon um mehr als 80 Prozent senken. Im Bodenseeraum wurden in den letzten Jahren bereits einige Kläranlagen umgerüstet.
Öffentlichkeit für Spurenstoffe sensibilisieren
Insgesamt sind für die IGKB bei den vom Menschen gemachten Spurenstoffen drei Themenbereiche vorrangig: Abwasser, Landwirtschaft und Industrie. Als eine wichtige Aufgabe betrachtet die Kommission dabei die Sensibilisierung der betreffenden Akteure und der Öffentlichkeit. Denn auch im Alltag kann jede und jeder dazu beitragen, dass weniger Spurenstoffe in die Umwelt gelangen. So sollten zum Beispiel ausgediente Arzneimittel auf keinen Fall in der Toilette entsorgt werden.
Vorsicht mit dem Wirkstoff Diclofenac
Auch bei der Anwendung ist Umsicht gefragt, etwa beim Auftragen von Salben, die Diclofenac enthalten. Dieser schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkstoff kann zum Beispiel bei Fischen zu Schäden an den Kiemen sowie an Leber und Nieren führen. Daher sollte man die Salbe nicht mit den bloßen Fingern auftragen, da beim anschließenden Händewaschen noch vorhandenes Diclofenac automatisch ins Abwasser gelangt. Deshalb raten nun auch Ärzte- und Apothekerverbände, nach dem Auftragen von Schmerzgelen die Hände mit einem Papiertuch abzuwischen oder gleich fürs Auftragen ein Papiertuch zu verwenden und es dann im Abfall zu entsorgen.