Weniger geläufig ist, wie schnell sich diese Neozoen im See verbreitet haben – die Quagga etwa wurde erstmals 2016 im Bodensee nachgewiesen, ein halbes Jahrzehnt später hatte sie sich bereits bis an seine tiefsten Stellen ausgebreitet. Doch bei diesen Problemarten wird es nicht bleiben. Über kurz oder lang, davon gehen Fachleute aus, dürften sich im Bodensee weitere invasive Arten verbreiten. Zum Beispiel eine ursprünglich aus dem südlichen Afrika stammende Pflanze mit wissenschaftlichem Namen Lagarosiphon major. Die Art kam im 20. Jahrhundert als Zierpflanze für Aquarien und Gartenteiche nach Europa, gelangte in die Natur und verändert heute in zahlreichen Gewässern das Ökosystem. Noch wurde die Deutsch auch Schmalrohr genannte Unterwasserpflanze nicht im Bodensee nachgewiesen. In anderen Schweizer Seen hingegen schon. So ist sie etwa in Seen im Tessin und im Genfersee zu finden, wo sie sich rasch ausbreitet. Das Schmalrohr steht mittlerweile auf der Liste der verbotenen invasiven Arten der EU.
Einheimische Arten werden verdrängt
Gemäß den Expertinnen und Experten des Instituts für Seenforschung in Langenargen wäre es durchaus möglich, dass sich Lagarosiphon major auch im Bodensee ausbreitet. Die Pflanze sei an Standortbedingungen angepasst, die auch im Bodensee zu finden seien. Insbesondere bevorzugt sie flaches, ruhiges Wasser. Problematisch werden könnte das Schmalrohr, da es aufgrund seiner hohen Anpassungsfähigkeit sehr konkurrenzstark ist. Dort, wo die Art bisher eingeschleppt wurde, verdrängte sie konkurrenzschwächere, einheimische Arten. Dies etwa, weil das Schmalrohr dichte Matten bildet, was zu einem verminderten Lichteinfall führen und das Wachstum der einheimischen Unterwasserpflanzen beeinträchtigen kann. Das schnelle Wachstum der Pflanze kann auch Freizeitaktivitäten, die Schifffahrt und die Wasserqualität beeinträchtigen.
Das Schmalrohr könnte sich wie hier im Genfersee auch im Bodensee als gebietsfremde Art ausbreiten. (Bild: Adrian Möhl)