«Bereits im Februar hatten wir einen für diese Jahreszeit ungewöhnlich hohen Wasserstand», berichtet Bernd Wahl vom Institut für Seenforschung in Langenargen. Der Seenphysiker verfolgt seit Jahren intensiv, wie sich der Klimawandel auf die Geschehnisse im und am Bodensee auswirkt.
Während im Februar üblicherweise weite Uferteile trocken liegen, da die Niederschläge im alpinen Einzugsgebiet als Schnee fallen und somit nicht in den See gelangen, steigt mit der Schneeschmelze der Wasserspiegel. Weil im Winterhalbjahr 2020/21 in den Alpen sehr viel Schnee gefallen war, floss über den Alpenrhein reichlich Schmelzwasser in den See. Als es dann in der ersten Julihälfte im Einzugsgebiet des Sees noch kräftig regnete, näherte sich der Wasserspiegel am Pegel Konstanz schnell der Hochwassermarke von 480 Zentimeter.
Auswirkungen des Klimawandels
«Für den See und seine Lebensgemeinschaften gehören solche Wasserstände in die natürliche Schwankungsbreite, das kann die Natur gut verkraften», ordnet Bernd Wahl die diesjährige Situation ein. Und er weist darauf hin, dass für Teile des Ökosystems die wiederkehrend hohen Wasserstände wichtig sind. «Wenn zum Beispiel die typischen Feuchtwiesen am See über Jahre hinweg nicht mehr feucht werden, dann verändern sie sich.»
Der See und seine Anwohner werden künftig auch die Auswirkungen des Klimawandels immer stärker zu spüren bekommen. Gemäß Erkenntnissen der Klimaforschung ist im Sommer einerseits vermehrt mit Niedrigwasserperioden zu rechnen, andrerseits drohen zunehmend häufiger starke und langanhaltende Regenfällen, womit die Hochwassergefahr steigt.