«Wir haben uns Gedanken gemacht, wie man den See untersuchen müsste, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden»
In dieser Funktion hat er Einsitz im Fachbereich «See» der IGKB, wo er von 2016 bis 2022 die Arbeitsgruppe «Monitoring» leitete. «Wir haben uns Gedanken gemacht, wie man den See untersuchen müsste, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden», erzählt er. «Es gilt, ein Verständnis zu entwickeln, was uns mit Blick auf den Klimawandel und Neobiota wie die Quaggamuschel erwartet.» Das von verschiedensten Gewässerschutzfachleuten erarbeitete Monitoringkonzept ist mittlerweile abgeschlossen – nun geht es an die Umsetzung.
Wichtig ist beim neu ausgerichteten Monitoring nicht zuletzt die Physik des Bodensees. Seenphysik ist ein Wissenschaftszweig, der sich aus der Erkenntnis heraus entwickelt hat, dass das Ökosystem eines Sees und all seine biologischen und chemischen Komponenten wesentlich durch physikalische Parameter beeinflusst werden. Zwar wurde bereits in den 1920-er Jahren bei den ersten Seemonitoring-Programmen des Instituts für Seenforschung Langenargen die Wassertemperaturen im See ermittelt, doch so bilanziert Heinz Ehmann, «im physikalischen Bereich haben wir beim Monitoring in der Vergangenheit nicht so viel gemacht».
«Was ich am Bodensee besonders spannend finde, ist die Weite – ein kleines Meer, das gefällt mir in unserer kleinräumigen Schweiz.»
Das soll sich ändern. Unter anderem wird demnächst an der tiefsten Stelle des Untersees auf der Höhe von Steckborn eine schwimmende Messanlage installiert. Die an einer Boje befestigte sogenannte Multiparametersonde ist mit Sensoren vollgepackt. Sie messen nicht nur physikalische Einflussgrößen wie Temperatur und Trübung, sondern auch chemische Parameter – etwa Sauerstoffgehalt und pH-Wert – oder biologische Größen, beispielsweise die Konzentrationen von Chlorophyll-a. Der entscheidende Vorteil dieser Messtechnologie: Die Sonde misst nicht nur permanent über das ganze Jahr, sondern sie liefert auch Tiefenprofile. Will heißen: All die aufgezeichneten Parameter werden von der Oberfläche des Sees bis auf seinen Grund erhoben.
Die Absicht hinter der Aufrüstung ist klar. Um Veränderungen möglichst früh auf die Schliche zu kommen, braucht es präzise hochaufgelöste Daten. Mit ihrer Hilfe ließen sich zum Beispiel bessere Aussagen über die Temperaturschichtung des Sees machen, erklärt Heinz Ehmann. Ein für das Ökosystem des Sees zentrales Phänomen, das sensibel auf die Klimafolgen reagiert. Auf welchen Wandel macht sich der Umweltnaturwissenschafter sonst noch gefasst? «Wir gehen davon aus, dass es bei der Temperatur und damit auch bei den Sauerstoffkonzentrationen zu größeren Veränderungen kommt», sagt Ehmann, «genau im Auge behalten werden wir auch die Entwicklung der Algen.» Schwer abzuschätzen seien hingegen die Einflüsse von zunehmenden Extremereignissen wie beispielsweise Intensivniederschlägen.
Zurück an den Anfang. Was begeistert Heinz Ehmann an der Landschaft des Bodensees? «Was ich besonders spannend finde, ist die Weite – ein kleines Meer, das gefällt mir in unserer kleinräumigen Schweiz.»