Im Einzugsgebiet des Bodensees leben rund 1,76 Millionen Menschen, die zu 98,5 Prozent an eine Kläranlage angeschlossen sind. Diese wurden in den vergangenen Jahrzehnten laufend aufgerüstet, um die Reinigungsleistung zu steigern und so die Umwelt weiter zu entlasten. Die technische Aufrüstung mit einer sogenannten vierten Reinigungsstufe ermöglicht heute auch die weitgehende Reinigung des Abwassers von Spurenstoffen. Dazu zählen Arzneimittel und ihre Abbauprodukte, Röntgenkontrastmittel, Duftstoffe aus Körperpflege- und Reinigungsmitteln, Pflanzenschutzmittel, Flammschutzmittel sowie perfluorierte Chemikalien (PFC). Spurenstoffe können bereits in winzigen Mengen nachteilige Auswirkungen auf die Lebewesen im Wasser haben, und auch für den Menschen können manche dieser Chemikalien gesundheitlich bedenkliche Wirkungen entfalten.
Strategie auf zwei Säulen
Die IGKB beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Spurenstoffe. Ihr Augenmerk liegt dabei auf dem fachlichen Austausch zwischen den Anrainerstaaten, auf den Monitoring-Programmen in See und Fließgewässern sowie auf der Sensibilisierung der Bevölkerung. Um die Spurenstoffe im Abwasser weiter zu verringern, muss erstens darauf hingearbeitet werden, dass möglichst wenige davon in die Umwelt gelangen. Etwa bei Produktions- und Reinigungsprozessen, in der Landwirtschaft oder bei medizinischen Anwendungen. Zweitens gilt es, die Kläranlagen unter Berücksichtigung der nationalen Gesetzgebung so auszubauen, dass sich ein großer Teil der Spurenstoffe aus dem Abwasser entfernen lässt. Dabei gibt es zwei technische Möglichkeiten, die sich auch miteinander kombinieren lassen: eine Behandlung des Abwassers mit einem Aktivkohlefilter oder mit Ozon.
Aufrüstung geht weiter
Im Einzugsgebiet des Bodensees gibt es bereits elf Klärwerke, die mit einer vierten Reinigungsstufe ausgerüstet sind, also Spurenstoffe aus dem Abwasser entfernen können. «Fünf dieser Kläranlagen arbeiten mit Aktivkohle, vier mit Ozon und zwei kombinieren die beiden Methoden», berichtet Manuel Tille, der Leiter des IGKB-Fachbereichs Einzugsgebiet. Eine dieser Anlagen liegt im Kanton Thurgau, drei befinden sich im Kanton St. Gallen und sieben in Baden-Württemberg. Gegenwärtig wird so im Einzugsgebiet des Bodensees bereits gut ein Viertel der gesamten Jahresabwassermenge von Spurenstoffen gereinigt – ein beachtlicher Anteil, wenn man sich die verschiedenen gesetzlichen Regelungen im internationalen Bodenseeraum vor Augen hält.
Und die Aufrüstung geht weiter: Berücksichtigt man die bereits geplanten Ausbauten, wird sich der Anteil des Abwassers, aus dem Spurenstoffe eliminiert werden, in den kommenden Jahren auf über 40 Prozent erhöhen. Zudem sei mit weiteren Ausbauten zu rechnen, so Manuel Tille, sobald die neue EU-Kommunalabwasserrichtlinie (KARL) in die nationalen Gesetzgebungen Eingang gefunden habe.
Sensibilisierung weiterführen
Zur Unterstützung der nationalen Vollzugsstellen soll in den kommenden Jahren die Modellierung ausgewählter Spurenstoffe im Bodenseeeinzugsgebiet wiederholt werden. Durch diese Berechnungen lässt sich ermitteln, wo aufgrund der Belastung der Fließgewässer weitere Ausbauten sinnvoll wären. Und auch die Sensibilisierung der Bevölkerung soll weitergeführt werden, denn jede und jeder kann selbst dazu beitragen, dass möglichst wenige Spurenstoffe in die Gewässer gelangen. So dürfen insbesondere ausgediente Arznei- oder Pflanzenschutzmittel nicht über die Toilette entsorgt werden.
Im Einzugsgebiet des Bodensees werden Spurenstoffe in gut einem Viertel der gesamten Jahresabwassermenge eliminiert. Wie hier in der Abwasserreinigungsanlage Altenrhein. (Bild: zvg)