Als passionierter Forscher konnte er nicht einfach aufhören. Theoretisch ist Piet Spaak zwar seit Anfang dieses Jahres im Ruhestand, doch gleichwohl hat er ein neues Forschungsvorhaben ins Leben gerufen. „Ich habe ‚SeeWandel-Klima‘ unter anderem zusammen mit der IGKB und der IBKF aufgegleist“, sagt er, „aber ohne mich wäre das Projekt nicht zustande gekommen.“ Der Biologe hat das Projekt nicht nur initiiert, er leitet es auch.
Spezialist für Quagga-Muschel
Dass er genau der Richtige für diese Aufgabe ist, war auch der Geldgeberin Interreg und den sechs Partnerinstitutionen klar: Zum einen hat Spaak bereits mit Erfolg das Vorgängerprojekt „SeeWandel: Leben im Bodensee – gestern, heute und morgen“ geführt, zum anderen ist der pensionierte Eawag-Forscher ein ausgewiesener Spezialist für die Quagga-Muschel, und die spielt im neuen Projekt eine wichtige Rolle.
Ziel von „SeeWandel-Klima“ ist es, die Folgen des Klimawandels und invasiver Arten für das Ökosystem Bodensee und dessen Nutzung abzuschätzen. Dazu werden Computermodelle eingesetzt, welche die sich ändernde Biologie und Ökologie des Sees für die kommenden Jahrzehnte simulieren. Mit bestehenden Langzeitdaten und neuen Daten sollen so Veränderungen im Nahrungsnetz unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen mit der Klimaänderung erforscht werden.
Forschung unter Zeitdruck
Als Projektleiter fallen Piet Spaak, dem gebürtigen Holländer, der praktisch sein ganzes Berufsleben in der Schweiz verbracht hat, unterschiedliche Aufgaben zu. Die wohl wichtigsten: koordinieren, vernetzen und beaufsichtigen. So stellt Spaak unter anderem sicher, dass die rund 25 Personen, die im Projekt forschen, alle mit denselben Daten arbeiten.
Das sind vor allem Postdoktorierende. „Wir brauchen Forschende mit Erfahrung, weil wir nicht viel Zeit haben“, sagt Piet Spaak. Sowohl beim Klimawandel wie bei den invasiven Arten verliefen die Entwicklungen viel schneller als gedacht. „Die für 2030 prognostizierten Veränderungen sind bereits heute eingetroffen.
Internationale Zusammenarbeit
Im Projekt, das mit vollem Namen „SeeWandel-Klima: Modellierung der Folgen von Klimawandel und Neobiota für den Bodensee“ heißt, arbeiten Forschende sowie Ingenieurinnen und Ingenieure aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eng zusammen. Denn in allen Anrainerstaaten des Sees sind Behörden und Wirtschaft auf Vorhersagen angewiesen, um ein sogenanntes „integrales Management“ des Sees betreiben zu können.
Ein gefragter Interviewpartner
Spaak, der das bis Ende 2027 dauernde Projekt mit einem 40-Prozent-Pensum leitet, vernetzt nicht nur innerhalb des Forschungsteams. Er konnte etwa renommierte Quagga-Spezialisten aus den USA als assoziierte Partner gewinnen, und auch mit der Uni Genf gibt es eine Quagga-Kooperation.
Eine weitere Aufgabe des Projektleiters ist die Öffentlichkeitsarbeit. Piet Spaak ist ein gefragter Interviewpartner und hält Vorträge.
Fachstelle für die Quagga-Muschel
Übrigens: Der passionierte Forscher, der nicht ans Ruhen denkt („Für mich ist 65 zu früh, um mit Arbeiten aufzuhören“), ist mit „SeeWandel-Klima“ nicht etwa ausgelastet. Er hat eine eigene Firma gegründet und richtet derzeit zusammen mit dem Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU) und der Eawag, dem Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs, eine Quagga-Fachstelle ein, die unter anderem die Kantone beim Umgang mit der invasiven Art beraten soll.Eine weitere Aufgabe also, die Piet Spaak in den kommenden Jahren beschäftigen wird.
Zu den Aufgaben von Piet Spaak (links) als Projektleiter gehört auch der Kontakt mit den Medien. (Bild: Beatrice Devenes)